Die Wiener Unterwelt – düster, versteckt und geheimnisvoll
Die österreichische Kulturhauptstadt ist bekannt für prachtvolle Architektur, schicke Kaffeehäuser und eindrucksvolles Sightseeing. Mit Attributen wie „düster, versteckt und geheimnisvoll“ wird Wien nur selten in Verbindung gebracht. Doch die Wiener Unterwelt beschreibt genau diese grusseligen Eigenschaften. Wir haben uns auf die Suche gemacht, um Licht in die geheime, feuchte und dreckige Seite der lebenswertesten Stadt der Welt zu bringen und verraten dir wie du auch heute noch Zutritt zu dieser etwas anderen Welt bekommst.
Eine Stadt unterhalb der Stadt – eine vergessene „Parallelwelt“
Wusstest du, dass sich unterhalb der wunderschönen Wiener Innenstadt eine ganz andere Welt verbirgt? Der 1. Wiener Bezirk ist nämlich komplett unterkellert. Nur wenige kennen die düsteren Plätze und Tunnel der Unterwelt. Die versteckten Gänge führen zu alten Luftschutzkellern, Bunkern, Katakomben und vielen anderen geheimnisvollen Orten. Die Keller sind teilweise bis zu 15 Meter unter der Erde und erstrecken sich zum Teil über 4-5 Stockwerke.
Früher waren einige Keller miteinander verbunden und dienten als Fluchtwege bei Luftangriffen. Ein Weg dorthin führt zum Beispiel über das bekannte Trachtengeschäft „Loden Plankl“ direkt in der Innenstadt. Über eine Tür im Lagerraum, steigt man hinab in die schaurige Unterwelt. Der anzutreffende Keller grenzt an die bekannte „Michaeler Gruft“, welche zur 800 Jahre alten Michaelerkirche gehört.
Leben im Untergrund – der „soziale Bodensatz“
Im 19. Jahrhundert waren die gesellschaftlichen Unterschiede extrem groß. Zwischen den reichen Großbürgern und Adligen gab es zahlreiche Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten. Dieser »soziale Bodensatz« hatte sich in der Innenstadt buchstäblich ganz unten abgelagert, nämlich in der Kanalisation. Wo sollte man auch sonst hin, wenn man keinen festen Wohnsitz hatte?
Während über dem Stadtboden die Oberschicht einem ansehnlichen und leichten Leben frönte, Bälle besuchte und sich der Kunst hingab, herrschte unter dem Pflaster oft die blanke Not. Obdachlose, Bettler und andere Verarmte lebten dort von der Hand in den Mund. Manche fanden in Obdachlosenheimen Unterkunft oder suchten irgendwelche leerstehenden Gebäude, unbeaufsichtigten Anlagen oder Verstecke auf. Doch ein beachtlicher Anteil verzog sich in den tiefen Untergrund.
Auch heute noch können versteckte Plätze unter der Stadt zur Zufluchtsstätte werden. An der beliebtesten Einkaufsmeile der Wiener, an der Mariahilfer-Straße, die zwischen dem 6. und dem 7. Bezirk verläuft, gibt es ein Stück Unterwelt, das Obdachlosen Essen und Unterkunft bietet. Die „Gruft“ dient sowohl als Tageszentrum als auch Notschlafstelle.
Schenken, Kneipen und Clubs – Gastwirtschaft in Wien „mal anders“
Wien hatte auch damals schon eine Vielzahl an Kneipen und Schenken (umgangssprachlich für Gastwirtschaft) zu bieten. Bereits während der Türkenkriege kehrten die Verteidiger der Stadt beim unterirdischen „Fürsten Esterhazy“ ein, wo reichlich Wein ausgeschenkt wurde. Im „Esterhazykeller“, welcher vor allem bei Touristen beliebt ist, kann man auch heute noch das ein oder andere Glas Wein genießen.
Die Wiener Kellerwirtschaften haben allesamt ein individuelles Ambiente, sind verrufen oder seriös, gewöhnlich oder ungewöhnlich und modern oder antik. Bis heute hat sich eine lebendige Gastronomie in kleinen Teilen der Unterwelt erhalten: traditionsreiche Unternehmen bestehen weiterhin und neue Clubs sowie Szenelokale kommen dazu.
Bei unserer kulinarischen Erlebnistour „Versteckte Weinkeller Wien - eine Tour für Genießer“ gewähren wir exklusiven Zutritt zu 3 geheimnisvollen Kellergewölben und verkosten dabei einheimische Weine und regionale Köstlichkeiten. Auf dieser etwas anderen Entdeckung wirst du einer längst vergessenen Welt im wahrsten Sinne des Wortes, auf den Grund gehen.
Du willst es noch eine Spur schauriger? Dann kommt mit uns in die Wiener Unterwelt - ein Abenteuer mit Gruselfaktors.
Bei dieser exklusiv Tour nehmen wir dich mit in eine längst vergessene Stadt. Wir zeigen dir das verborgene Wien – die schönen und hässlichen Seiten der Wiener Unterwelt. Neugierig? Dann hier entlang.
Die Wiener Unterwelt bietet einen einzigartigen Kontrast zum altbekannten schicken Wien. Ein Streifzug durch diesen bunten Teil der Unterstadt lohnt sich auf jeden Fall.
Zum Schluss möchten wir zusammenfassend spannende Zahlen und Fakten zur geheimen Wiener Unterwelt aufzählen.
Zahlen und Fakten zur Wiener Unterwelt:
- Wien verfügt wie kaum eine andere Stadt über ein sehr dichtes Netz aus unterirdischen Tunneln, Kellern und Gewölben. Die ältesten Bauten stammen aus der Römerzeit.
- Die "Michaeler Gruft" liegt unter ihrer gleichnamigen Kirche (erbaut von 1219 bis 1221). In den Katakomben befinden sich zirka 250 Särge, Mumien und zahlreiche Gebeine.
- Während der Türkenbelagerung (16. und 17. Jahrhundert) wurden Waffen, Munition und Lebensmittel unter der Erde gelagert. Zudem dienten die Plätze als Schutz der Wiener Bevölkerung.
- Das Leben im Untergrund startete mit der Errichtung der Kanalisation Ende des 19. Jahrhunderts. Dort fanden Arbeits- und Obdachlose Unterschlupf. Das Kanalsystem hat heute eine Länge von unglaublichen 2.400 Kilometern.
- Manche Keller dienten als Tanzlokale oder Restaurants. Im 2. Weltkrieg baute man sie zu Luftschutzbunkern um. Durch die Verbindung der Gänge entstand ein Netz aus Fluchtwegen.